10. September 2024

Was dem Krebs den Stachel nimmt

Das Onkologische Zentrum Brandenburg an der Havel lädt am 17. September zum Tag der offenen Tür ein

Dies wird kein „normaler“ Tag der offenen Tür. Keine bloße Ansammlung von Infoständen mit bunten Flyern. Dieses Mal geht es an den Kern der Sache. Zum Tag der offenen Tür des Onkologischen Zentrums Brandenburg an der Havel am Uniklinikum wird ein echter Blick in die unterschiedlichen Bereiche geboten, die an der Behandlung eines Krebspatienten beteiligt sind. Da ist die Pathologie, nach deren Analyse von Gewebeproben die Diagnose gestellt wird. Das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, durch das die Ausbreitung der Erkrankung im Körper minutiös erfasst wird. Kliniken wie die für Urologie und Kinderurologie, die unter anderem schwierige Eingriffe mit dem OP-Roboter Da Vinci durchführt – und das Publikum an eine Simulations-Steuerkonsole lässt. Die Krankenhausapotheke, die Arzneimittel für Patienten individuell zubereitet. Die Physiotherapie ist dabei, die Ergotherapie, die Onkologische Schwerpunktpraxis Brandenburg und, und, und.

„Wir stellen zum Tag der offenen Tür am 17. September den Ablauf einer möglichen Krebsbehandlung nach“, erklärt Prof. Dr. med. Peter Markus Deckert, Klinikdirektor Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Uniklinikum sowie Leiter des Onkologischen Zentrums. Besucher können verschiedene Touren buchen und erfahren, was – zum Teil weit hinter den Kulissen – für Krebspatienten getan wird. Das Angebot richtet sich aber nicht nur an Betroffene und deren Angehörige, sondern gleichzeitig an junge Besucher, die sich für einen Beruf im medizinischen Umfeld interessieren. Vom Ausbildungsberuf bis zum Medizinstudium ist hier schließlich fast alles möglich.

Das Motto des Tages – „Onkologie zum Anfassen“ – mag ein bisschen provozierend sein, räumt Prof. Dr. Markus Deckert ein. Aber es soll animieren, mit dem Thema Onkologie direkt in Kontakt zu treten und zu sehen, „was dem Krebs seinen Stachel nimmt“. Denn natürlich geht es auch um neue Therapieansätze, die nicht so spektakulär aussehen wie ein OP-Roboter. Beispiel Immuntherapie: Tumorzellen können auf ihrer Oberfläche Moleküle bilden, die dem Immunsystem sagen: „Friss mich nicht!“ Lange hielt man deshalb die körpereigene Abwehr für wirkungslos gegen Krebs. Heute kann man dieses Signal mit einer neuen Medikamentenklasse, den Checkpoint-Inhibitoren, blockieren. Ergebnis: Das Immunsystem greift höchst wirksam den Krebs an.

Andere neue Wirkstoffe greifen genau die Moleküle an, die eine Zelle zur Krebszelle werden lassen, so Prof. Dr. Markus Deckert. Mit molekularer Diagnostik in der Pathologie kann ihre Wirksamkeit vorhergesagt und zielgenau behandelt werden. Doch auch die klassische Chemotherapie hat sich verändert. Sie zerstört Zellen, die sich gerade teilen. Genau das macht Krebszellen aus, aber auch manche gesunden Zellen – mit unangenehmen Nebenwirkungen. Verbesserte Medikamente, zum Beispiel gegen Übelkeit, machen diese Therapie heute deutlich verträglicher. Der Leiter des Onkologischen Zentrums spricht von einem „anhaltenden Riesenschub an Innovationen, die die Prognose der Erkrankten komplett verändert haben“. Klar sei aber auch, dass sich mit zunehmendem Alter mehr genetische Defekte in den Zellen manifestieren – mit steigender Lebenserwartung steigt deshalb auch die Zahl der Krebsfälle.

Gefragt, was eigentlich ein Onkologisches Zentrum ausmacht, nennt Prof. Deckert als Erstes die wöchentliche interdisziplinäre Tumorkonferenz am Uniklinikum. Hier kommen die Experten der verschiedenen Fachgebiete zusammen, um für jeden Krebspatienten die beste Vorgehensweise in der Behandlung zu besprechen: Onkologie und Palliativmedizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Urologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Gesichts- und Halschirurgie, Innere Medizin, Pathologie und Radiologie. 30 bis 40 Fälle werden eingehend besprochen, wie Prof. Dr. Markus Deckert erklärt. Früher, so der Experte, sei die Behandlung oft davon abhängig gewesen, bei welchem Facharzt der Patient zuerst war. Heute werde in großer Runde nach dem Stand der Wissenschaft und den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Patienten entschieden, welche Therapie am geeignetsten ist. „Ein Onkologisches Zentrum dürfte weit und breit der Ort sein, an dem Krebs am besten behandelt wird“, betont Prof. Dr. Markus Deckert.

Doch ein Universitätsklinikum wäre keines ohne Forschung. So wird auch in Brandenburg an der Havel an der Krebstherapie von morgen geforscht. Ein Projekt untersucht zum Beispiel, wieweit die Analyse der DNA von Tumorzellen im Blut des Patienten den Verlauf einer Krebserkrankung vorhersagen kann: Ist der Verlauf eher aggressiv oder mild? Dementsprechend kann die Therapie angepasst werden. Ganz nach dem Motto: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Das bedeutet Behandlungserfolg und zugleich Schonung des Patienten. Der Tag der offenen Tür des Onkologischen Zentrums gibt auch einen Einblick in diese Forschungsarbeit.

Perspektiven – Onkologie zum Anfassen

Tag der offenen Tür des Onkologischen Zentrums Brandenburg an der Havel
17. September 2024, 11 bis 14 Uhr
Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel, Magistrale Haus 3, vor dem Ambulanzzentrum

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